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Der M&A-Markt in Deutschland hat 2025 zwei Gesichter. Auf der einen Seite belasten höhere Finanzierungskosten, geopolitische Spannungen und ein zähes Wachstum. Auf der anderen Seite sitzen Private-Equity-Fonds auf viel Kapital, der Transformationsdruck in Industrie, Energie und Technologie steigt, und es gibt einen sichtbaren Nachholbedarf an Exits und Nachfolgelösungen im Mittelstand.

Wer heute M&A Deals in Deutschland plant, bewegt sich in einem selektiven, aber chancenreichen Umfeld. Dieser Beitrag ordnet die Lage ein, erklärt die wichtigsten Treiber und Risiken und zeigt, welche Rolle Technologie, Virtual Data Rooms und KI für moderne Transaktionen spielen.

Überblick: Der aktuelle M&A-Markt in Deutschland

Nach dem Hoch der Jahre 2020 bis 2021 kam es in Deutschland wie weltweit zu einem deutlichen Rückgang der Dealzahlen. Steigende Zinsen, Energiepreisschocks und geopolitische Konflikte haben Investoren vorsichtiger gemacht. Seit 2024 stabilisiert sich der M&A-Markt Deutschland jedoch, vor allem im Mid-Market und bei strategisch klar begründeten Transaktionen.

Europaweit sehen Studien eine Mischung aus gedämpfter Erwartung und vorsichtigem Optimismus. Viele Entscheider rechnen mit mehr Transaktionen, aber nicht mit einem schnellen Comeback der Rekordjahre. Die Erwartung: ein moderates Plus an Volumen, dafür höhere Qualität der Targets und selektivere Bieterprozesse.

Deutschland bewegt sich in diesem Bild im Mittelfeld:

  • Dealvolumen schwächer als in den Spitzenjahren, aber klar über dem Tiefpunkt.
  • Weniger Megadeals, dafür mehr Mid-Market und Nachfolgelösungen im Mittelstand.
  • Deutschland bleibt Kernmarkt im europäischen Merger Markt, auch wenn UK und Frankreich bei der Anzahl der Deals teilweise vorausliegen.

Die CMS-Analyse „Germany – Europe’s sleeping giant“ beschreibt die deutsche M&A Stimmung als „vorsichtig pessimistisch“, verweist aber auf robuste strukturelle Treiber: Digitalisierung, KI, Sustainability, Energie, Healthcare, Infrastruktur sowie einen erheblichen Exit-Stau bei Private Equity und in der Nachfolge.

Unterm Strich: Käufer sind durchaus handlungsbereit, aber nur, wenn Story, Preis und Risiko wirklich überzeugen. Genau hier setzen professionelle M&A Finance-Strategien und klar strukturierte Prozesse an.

Makroökonomisches Umfeld und Auswirkungen auf M&A

Konjunktur- und Zinstrends

Makrotrends sind kein Hintergrundrauschen mehr, sondern direkt entscheidend für jede M&A Deal-Bewertung:

  • Die Inflation im Euroraum ist deutlich zurückgekommen, die Geldpolitik bewegt sich Schritt für Schritt in Richtung Normalisierung.
  • Die deutsche Wirtschaft kämpft mit schwachem Wachstum, bleibt aber in Industrie, Export und forschungsintensiven Sektoren strukturell stark.
  • Energiepreise liegen weiter über dem Vorkrisenniveau und erzwingen Effizienzsteigerung, Dekarbonisierung und neue Partnerschaften.

Für Investoren in M&A Deutschland bedeutet das: Bewertungen lassen sich wieder plausibler herleiten, aber Cashflows und Geschäftsmodelle stehen stärker unter dem Brennglas. Fantasie-Multiples haben ausgedient, gefragt sind belastbare Szenarien.

Regulierung als Taktgeber von Transaktionen

Die regulatorische Landschaft beeinflusst den M&A-Markt zunehmend direkt:

  • Foreign Investment Controls: Prüfungen nach Außenwirtschaftsrecht sind bei kritischer Infrastruktur, Technologie, Rüstung und Energie Standard und verlängern Timelines.
  • ESG-Reporting und EU-Taxonomie: Nachhaltigkeit wird in der Due Diligence über konkrete Kennzahlen, Lieferkettenprüfungen und künftige Investitionsbedarfe bewertet.
  • NIS2 & Cybersecurity: Kritische Sektoren müssen Cybersicherheit nachweisen; Cyber-Due-Diligence wird praktisch Pflicht.
  • GDPR-sensitive Sektoren wie Healthcare, Pharma, FinTech und Software erfordern besondere Sorgfalt beim Umgang mit personenbezogenen Daten.

Der Private Equity Trend Report 2025 von PwC zeigt, wie stark steigende Regulierung in Investitionsentscheidungen hineinwirkt und Exit-Optionen beeinflussen kann. Wer nicht sauber dokumentiert und vorbereitet ist, verliert an Attraktivität.

Dealaktivität und Transaktionsumfeld

Dealvolumen und Käufertypen

Im deutschen M&A-Markt lassen sich mehrere Käufergruppen mit klaren Rollen erkennen:

  • Private Equity: Trotz rückläufiger Dealzahlen bleibt Deutschland einer der wichtigsten Märkte. Laut PwC entfielen 15 Prozent des europäischen Buyout-Werts auf deutsche Targets, obwohl der Volumenanteil bei etwa 11 Prozent lag. Vier der zehn größten europäischen Buyouts zielten auf deutsche Unternehmen.
  • Corporate Carve-outs: Konzerne trennen sich von Randaktivitäten, um Kapital freizusetzen und sich auf Kernbereiche zu konzentrieren. Carve-outs und Spin-offs werden strategischer, weniger opportunistisch.
  • Cross-border-Transaktionen: Internationale Käufer nutzen niedrigere Bewertungen im Vergleich zu den USA, um Zugang zum EU-Binnenmarkt, Technologie und Produktionskapazitäten zu gewinnen. CMS verweist darauf, dass acht der zwanzig größten Deals in H1 2025 mit deutschen Targets von nordamerikanischen Bietern kamen.
  • Mittelstand-Akquisitionen: Nachfolge, Professionalisierung und Internationalisierung treiben viele Transaktionen im Segment zwischen 20 und 250 Millionen Euro Enterprise Value.

Cross-border-M&A Deals haben global einen stabilen Anteil von etwa einem Viertel am Dealwert, bei zum Teil höheren Bewertungen als rein nationale Transaktionen.

Bewertungen und Finanzierung

Bewertungen und Finanzierung sind der Dreh- und Angelpunkt jeder M&A deutsch-Transaktion:

  • EBITDA-Multiples liegen nicht mehr auf dem Peak von 2021, aber hochwertige Assets in Tech, Software, Healthcare und Infrastruktur erzielen weiterhin anspruchsvolle Bewertungsniveaus.
  • Die Kapitalkosten sind gestiegen. Der „Free Lunch“ der Nullzinsjahre ist vorbei. Höhere Zinsen bedeuten strengere Renditehürden und mehr Fokus auf operative Wertschöpfung.
  • Non-Bank-Lending gewinnt an Bedeutung. CMS betont die wachsende Rolle von Kreditfonds in der Finanzierung, insbesondere im Mid-Market, bei gleichzeitig vorsichtigeren Banken.

Beispielhafte Einordnung:

SegmentBewertungstendenzFinanzierungssituation
Large Capselektiv, volatilClub Deals, Credit Funds, komplexe Strukturen
Upper Mid-Marketrelativ stabilMischung aus Banken und Debt Funds
Klassischer Mittelstandheterogen, stark case-by-caseHausbanken, Fördermittel, Private Debt

Zentrale Treiber der M&A-Aktivität 2025

Technologie, Digitalisierung und KI

Digitale Geschäftsmodelle bleiben Treiber vieler M&A Deals:

  • Unternehmen kaufen Software, Datenkompetenz und KI-Know-how, statt alles selbst zu entwickeln.
  • Der McKinsey M&A Annual Report 2025 verweist auf „advanced industries“ und Technologie-Sektoren, in denen neue Software-Ecosysteme und Lieferkettenanpassungen M&A-Aktivität antreiben.
  • KI und Automatisierung sind in vielen Equity-Stories explizite Teile der Investmentthese: Produktivität steigern, neue datenbasierte Geschäftsmodelle erschließen, Risiko besser steuern.

Buy-and-Build-Strategien in SaaS, IT-Services und Cybersecurity sind ein Kernfeld von Private Equity. Laut PwC sehen 64 Prozent der Fonds Marktkonsolidierung und 62 Prozent „buy and build“ als wichtigste Werthebel in ihren Portfolios.

Hier wird der Merger Markt besonders kompetitiv. Wer eine klare Value-Creation-Story und belastbare Zahlen hat, setzt sich durch.

Konsolidierungsdruck in Schlüsselbranchen

Mehrere Branchen stehen strukturell unter Konsolidierungsdruck:

  • Healthcare und Life Sciences: McKinsey erwartet für Life Sciences einen M&A-Upswing ab 2025, getrieben durch Innovationsdruck, Patentabläufe und die Notwendigkeit, Produktpipelines zu stärken.
  • Technologie und Software: Plattformökonomien, Cloud, Cybersecurity und Dateninfrastruktur bleiben Kernfelder von Strategen und Fonds.
  • Energiewende: Investitionen in Renewables, Speicher, Netzinfrastruktur und Cleantech sorgen für stetigen Deal-Flow.
  • Industrie und Fertigung: Modernisierung, Automatisierung, Re-shoring und Dekarbonisierung erzeugen hohen Kapitalbedarf und schaffen M&A-Anlässe.

Investitionsdruck im Private Equity

PE-Fonds verfügen global über historisch hohe Mittel. McKinsey schätzt das globale „Dry Powder“ der Private Markets auf etwa 2,1 Billionen US-Dollar.

Der PwC-Report zeigt, wohin diese Mittel fließen sollen: Wachstumskapital, Nachfolgelösungen, Corporate Carve-outs, Distressed-Assets und Add-on-Akquisitionen stehen oben auf der Liste.

Für Verkäufer heißt das: Wer sich früh vorbereitet und seine Equity-Story sauber dokumentiert, profitiert überproportional.

Zentrale Herausforderungen im deutschen M&A-Markt

Engere Finanzierungskonditionen

Finanzierung bleibt auch 2025 ein Engpass:

  • Kreditvergaben sind vorsichtiger, Covenants strenger.
  • Große Deals erfordern häufig syndizierte Strukturen oder alternative Finanzierungen mit Debt Funds.
  • In volatilen Sektoren verlangen Finanzierer höhere Eigenkapitalquoten.

Deloitte spricht in seiner 2026 M&A Trends Survey von einem „Tale of two markets“: Der Dealwert zieht an, während die Anzahl der Transaktionen flacher verläuft. Das passt auch zum Bild in Europa und Deutschland, wo weniger, aber größere und komplexer strukturierte Transaktionen dominieren.

Bewertungsdifferenzen zwischen Käufern und Verkäufern

Bewertungsdifferenzen gehören zu den häufigsten Deal-Killern:

  • Verkäufer orientieren sich an Vorkrisen-Multiples.
  • Käufer preisen Zinsen, Konjunkturrisiken und geopolitische Unsicherheit in ihre Modelle ein.
  • Earn-outs, Minderheitsbeteiligungen und gestufte Transaktionen werden häufiger eingesetzt, um den Gap zu überbrücken.

Gerade im Mittelstand, so CMS, spielen Vertrauen, kulturelle Passung und langfristige Wachstumsvision eine fast ebenso große Rolle wie der Preis. Kreative Strukturierung wird zum Instrument, um Erwartungen zu verbinden.

Due-Diligence-Komplexität

Due Diligence ist einer der komplexesten Teile moderner M&A-Transaktionen geworden. Datenmengen explodieren, regulierte Sektoren fordern umfangreiche Dokumentationen, und die Zahl der Stakeholder steigt.

Treiber der Komplexität:

  • wachsende Dokumentationspflichten in regulierten Branchen,
  • Ausweitung von Compliance-, Cyber- und ESG-Prüfungen,
  • höhere Sensibilität der geteilten Daten,
  • sichere Kollaboration über Ländergrenzen hinweg,
  • erste KI-gestützte Prüftools, die noch nicht flächendeckend etabliert sind.

Traditionelle E-Mail-Anhänge und Fileserver stoßen hier an ihre Grenzen. Virtual Data Rooms sind in diesem Umfeld zur Standardinfrastruktur geworden, um Sicherheit, Transparenz und Effizienz für alle Dealteams zu gewährleisten.

Rolle von Virtual Data Rooms in der Due Diligence

Ein professioneller Datenraum ist heute eine unverzichtbar.

  • sichere Zentralisierung vertraulicher Dokumente,
  • granulare Rechte- und Nutzersteuerung,
  • lückenlose Audit-Trails und Reporting für Compliance,
  • schnelle Dokumentenprüfung, Versionierung und Q&A-Management,
  • Unterstützung von Vendor-Due-Diligence schon in der Vorbereitung,
  • Integration von KI-gestützten Red-Flag-Analysen und Smart Indexing.

Plattformen wie datenraume.de unterstützen Unternehmen dabei, strukturierte M&A-Prozesse aufzusetzen, sensible Informationen nur kontrolliert zu öffnen und Kosten transparent zu halten. 

Konkrete Informationen zu Tarifen finden Sie auf der Übersichtsseite Datenraum Preise.

Sektor-Einblicke: Wo Transaktionen stattfinden

Technologie und Software

Technologie bleibt der aktivste Sektor im europäischen Merger Markt-Umfeld:

  • AI, Cybersecurity, Cloud und SaaS stehen im Fokus von Strategen und Private Equity.
  • Hohe Volumina von IP-Dokumentation und Quellcode erfordern besonders sichere Virtual Data Rooms und klare Berechtigungskonzepte.

Energiewende und Erneuerbare

Die Energiewende sorgt für einen dauerhaften Strom an Projekten:

  • Infrastrukturdeals, Netze, Speicher, Erzeugungskapazitäten,
  • komplexe regulatorische Dokumentation und langfristige Verträge,
  • hohe Relevanz von ESG-Bewertung und politischem Rahmen.

Healthcare und Pharma

Hier treffen demografischer Druck und Regulierung aufeinander:

  • datenschutzrechtlich hochsensible Patientendaten,
  • klinische Studien, Zulassungsdokumente, Qualitäts- und Risikomanagement,
  • zugleich M&A-Upside, weil Pipelines erneuert und Portfolios fokussiert werden.

Industrie und Fertigung

Im industriellen Kern Deutschlands geht es um:

  • komplexe operative Daten, Produktionskennzahlen und Supply-Chain-Informationen,
  • Carve-outs und Portfolioanpassungen in Richtung Technologie, Software und Elektrifizierung,
  • Investitionsbedarf in Automatisierung, Robotik und digitale Fabriken.

Ausblick: Szenarien für 2026

Szenario 1: Allmähliche Erholung

Ein denkbares Szenario ist die schrittweise Erholung:

  • Inflation normalisiert sich weiter, Zinsen pendeln sich auf einem „neuen Normal“ ein.
  • Finanzierung stabilisiert sich, ohne wieder billig zu werden.

Szenario 2: Langsames Wachstum mit hoher Selektivität

Mindestens ebenso plausibel ist ein zähes Wachstum mit klarer Zweiteilung:

  • Nur starke Assets mit sauberer Equity-Story finden Bieter.
  • Mehr Carve-outs, Restrukturierungstransaktionen und Distressed-Situationen.
  • Starke Fokussierung auf Qualität der Erträge und Resilienz der Cashflows.

Szenario 3: Beschleunigung durch KI und Automatisierung

Ein drittes Szenario ist ein deutlicher Schub durch KI und Automatisierung, nicht nur in den Targets, sondern im Transaktionsprozess selbst:

  • dokumentenintensive Workflows werden durch KI vorstrukturiert,
  • Buyer-Seller-Interaktionen laufen über intelligente Plattformen,
  • Risikoanalysen werden datengetriebener und schneller, Screening-Prozesse effizienter.

Mini-Glossar

M&A Abkürzung / M&A Bedeutung
Die Abkürzung M&A (M und A) steht für „Mergers and Acquisitions“, auf Deutsch Fusionen und Übernahmen. 

M&A Finance / Finance M&A
Mit M&A Finance sind Strukturierung, Finanzierung und Bewertung von Transaktionen gemeint.

Merger Market / Merger Markets / M&A News
Portale wie Mergermarket berichten laufend über mergers and acquisitions news.

Fazit: Wie Sie den M&A-Markt Deutschland für sich nutzen

Der deutsche M&A-Markt bleibt anspruchsvoll, doch gut vorbereitete Unternehmen und Investoren finden weiterhin solide Chancen. 

Regulierung, höhere Zinsen und geopolitische Risiken setzen den Rahmen enger, während zugleich der Druck zur Transformation steigt. In Tech, Healthcare, Energie und Industrie lassen sich viele Entwicklungen ohne gezielte Übernahmen, Fusionen oder Veräußerungen kaum realisieren.

Die größten Hürden für M&A in Deutschland bleiben Finanzierung, Bewertungslücken und eine zunehmend komplexe Due Diligence. 

Gleichzeitig zeigen die Markttrends: Unternehmen mit klarer Equity Story, belastbaren Zahlen, verlässlicher Governance und digital reifen Prozessen(etwa durch AI-unterstützte Workflows und professionell strukturierte Datenräume) erzielen auch in diesem Umfeld überzeugende Ergebnisse und setzen sich im Wettbewerb um attraktive Käufer oder Targets spürbar durch.